Arbeitsgemeinschaft Schmetterlinge Zollernalb

 

 

 


Schmetterlinge im Zollernalbkreis 2020

Während sich die Anzahl der "Neu-Nachweise" seit dem Beginn unserer Zählung im Jahr 2015 erwartungsgemäß ständig verringert hatte und im vergangenen Jahr nur noch 12 "neue" Arten hinzu kamen, brachte das Jahr 2020 in dieser Hinsicht einige Überraschungen: Insgesamt 24 Arten wurden erstmals auf unseren Falterseiten beschrieben und 13 davon waren sogar "echte" Neu-Nachweise, die vorher in der Landesdatenbank für unseren Raum noch nicht gelistet waren. Diese 13 Arten werden im Folgenden kurz vorgestellt.

Wenn Sie in der nachfolgenden Liste auf den entsprechenden Namen klicken, kommen Sie zum jeweiligen Kurzbericht. Und dort erhalten Sie mit Klick aufs Bild eine Vergrößerung der Nachweiskarte aus der Landesdatenbank (Stand 2019) bzw. ein vergrößertes Foto des Falters.
 



2020 erstmals nachgewiesen

Athetis pallustris
Euphyia unangulata
Lemonia dumi
Schrankia costaestrigalis

Cucullia lychnitis
Eupithecia egenaria
Noctua interposita
 

Cyclophora ruficiliaria
Eupithecia immundata
Noctua orbona
 

Dypterygia scabriuscula
Hypena crassalis
Rebelia plumella
 


Die Arten sind mit ihren wissenschaftlichen Namen nach Gattungen alphabetisch geordnet - ungeachtet der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Artengruppe.

→ Die "Wieder-Funde" finden Sie weiter unten aufgelistet und auch kurz kommentiert.
 


 
Mit einem Klick auf die jeweilige Überschrift öffnet sich ein neues Fenster und Sie werden zur Falterbeschreibung geleitet - nach dem Laden der Seite ggf. den Cursor nochmals oben hinter das letzte Zeichen der URL (= Webadresse) setzen und ENTERn.


Wiesen-Staubeule (Athetis pallustris) - RL 1




Nusplingen, 12.06.2020 (Foto: B. Schlude)

Die vom Aussterben bedrohte Wiesen-Staubeule kommt vorwiegend auf im Alpenvorland und im südlichen Schwarz­wald vor. Einer der wenigen Nachweise nach 2000 stammt von einem Messtisch­blatt, das südlich an "unseren" Fundort anschließt.
Die Falter fliegen wohl vorwiegend in mäßig feuchten bis feuchten Wiesen­landschaften, so dass der Fund von gleich zwei Faltern im Bereich eher trockener Mäder eigentlich nicht dazu zu passen scheint.


Später Königskerzen-Mönch (Cucullia lychnitis) - RL V




Hermannsdorf, 09.08.2020 (Foto: S. Treuz)

Wie die Verbreitungskarte zeigt, stammen die meisten Nachweise von Cucullia lychnitis von der Schwäbischen Alb - hauptsächlich vom Südrand. Und weil Falter aufgrund ihres Verhaltens wohl nur schwer nachzuweisen sind, hilft nur der Zufall. Glücklicherweise war Simon Treuz also zur rechten Zeit am rechten Ort und konnte gleich mehrere Raupen finden.
Besonders interessant ist, dass die Puppen wohl bis zu 7 Mal "überliegen" können, also ggf. erst Jahre später schlüpfen.


Braunroter Eichen-Gürtelpuppenspanner (Cyclophora ruficiliaria) - RL 3




Rangendingen, 07.08.2020 (Foto: H. Fuchs)

Cyclophora ruficiliaria scheint ein Klimawandel-Gewinner zu sein, denn die älteren Nachweise aus unserem Bundes­land stammen aus den "Wärmeinseln". Nur vom NSG Kapfhalde gab es wohl zwei ältere Nachweise.
Vielleicht liegt's aber (wie häufig) auch nur daran, dass man die Vorkommen einfach noch nicht entdeckt hatte. Und wer weiß: Vielleicht wäre der Rangendinger Wald gar nicht in unseren Fokus geraten, wenn Ralf Bertscheit die Art nicht am Nordrand des Rammert gefunden hätte.


Dunkle Knötericheule (Dypterygia scabriuscula)




Dotternhausen, 24.07.2020 (Foto: H. Fuchs)

Auch die Dunkle Knötericheule scheint es gerne wärmer zu mögen und dass der erste Nachweis in unserem Kreis ausgerechnet vom Plettenberg stammt, ist wirklich interessant. Dass ein weiterer Vertreter dieser Art dann etliche Tage später in Haigerloch-Stetten ans Licht kam, ist vielleicht der Auftakt für weitere Funde. Obwohl: Laut EBERT werden Jura und Muschelkalk ja eigentlich gemieden - beide Funde passen also eigentlich nicht zur "reinen Lehre". Aber das wird sich vielleicht schon im nächsten Jahr zeigen.


Einzahn-Winkelspanner (Euphyia unangulata)




Nusplingen, 12.06.2020 (Foto: B. Schlude)

Wie auf der InsectIS-Karte gut zu erken­nen, liegt das Haupt-Verbreitungsgebiet des Einzahn-Winkelspanners im Schwarz­wald und dem übrigen westlichen Landes­teil. Von der Schwäbischen Alb gibt es nur wenige aktuelle Nachweise und der Fund aus dem Jahr 1901 bei Hechingen ist als "fraglich" gekennzeichnet.
Der Nachweis auf dem Westerberg über Nusplingen ist deshalb sehr erfreulich, zumal der Falter noch einen recht ordentlichen Zustand aufweist, somit also nicht allzu weit geflogen sein dürfte.


Linden-Blütenspanner (Eupithecia egenaria) - RL V




NSG Kapfhalde, 24.04.2020 (Foto: H. Fuchs)

Der Linden-Blütenspanner ist eigentlich gut von den anderen Blütenspannern zu unterscheiden, so dass die Art entweder eine nicht sehr "Nachweis-freundliche" Lebensweise hat oder tatsächlich nicht besonders häufig ist.
Der Anflug eines einzelnen, frischen Falters im NSG Kapfhalde schon Ende April sollte aber eigentlich weitere Nachweise erwarten lassen und tatsächlich kam einen Monat später ein weiterer Falter in Bad Imnau ans Licht geflogen.


Blasser Christophskraut-Blütenspanner (Eupithecia immundata) - RL 2




Nusplingen, 12.06.2020 (Foto: R. Bertscheit)

Im Gegensatz zur vorigen Art ist Eupithecia immundata so unscheinbar, dass sie nicht so ohne Weiteres gleich zu erkennen ist. Auf der InsectIS-Karte findet man nur wenige Nachweise und obwohl das Christophskraut seinen Verbreitungs­schwerpunkt auf der Schwäbischen Alb hat, sind auch hier die Nachweise dünn gesät.
Der Anflug ans Licht gleich an zwei Stellen (auf dem Westerberg und am Zeller Horn) ist dehslab für unsere AG ein schönes Ergebnis und eine Belohnung für unsere nächtlichen Lichtfang-Einsätze.


Heidelbeer-Schnabeleule (Hypena crassalis)




Haigerloch-Trillfingen, 27.06.2020 (Foto: H. Fuchs)

Nachdem das Hauptverbreitungsgebiet der Heidelbeer-Schnabeleule im Wesent­lichen der Schwarzwald ist und Heidel­beeren im Zollernalbkreis nicht gerade zu den "üblichen" Pflanzen zählen, kann man sich schon wundern, wo dieser in Trillfingen ans Licht geflogene Falter denn herkommt. Angesichts des schon recht mitgenommen erscheinenden Zustands ist jedoch schon zu vermuten, dass er sich eben zufällig ein "Luft-Taxi" genommen hatte und nur hierher verdriftet wurde.


Habichtskraut-Wiesenspinner (Lemonia dumi) - RL 2




Rangendingen, 09.10.2020 (Foto: G. Hermann)

Weil die ♂♂ des Habichtskraut-Wiesen­spinners meist nur kurz anfliegen, ist der Nachweis der Art stark von "Kommissar Zufall" abhängig. Doch nachdem es Till Tolasch gelungen war, Pheromone der weiblichen Falter zu isolieren, setzt eine Arbeitsgruppe in Baden-Württemberg ebendiese Pheromone zum Nachweis ein. Im Zollernalbkreis sind wir seit 2018 ebenfalls "dran", doch erst in diesem Jahr hatten wir Erfolg: Zuerst bei Rangen­dingen und ein paar Tage später noch an zwei weiteren Stellen.


Verwechselbare Bandeule (Noctua interposita) - (RL D)




Haigerloch-Stetten, 17.09.2020 (Foto: H. Fuchs)

Noctua interposita ist in der aktuellen Roten Liste von 2010 für Baden-Württemberg noch gar nicht genannt. Damit ist bei dieser Art von einem Areal-Erweiterer ausgehen, denn es ist nicht zu erwarten, dass ein Falter aus Ost- oder Südeuropa bis nach Haigerloch-Stetten verdriftet wurde. Doch erst in den nächsten paar Jahren wird sich zeigen, ob die Art bei uns "nur" aus anderen, zwischenzeitlich besiedelten, Gebieten der Umgebung zuwandert oder mittlerweile sogar bodenständig ist.


Schmalflügelige Bandeule (Noctua orbona) - RL D




Schlatt, 16.09.2020 (Foto: D. Bartsch)

Die Schmalflügelige Bandeule ist zwar schon eine Weile Teil unserer Landesfauna, nachdem erst in den 1960er-Jahren festgestellt wurde, dass sich hinter der Art Noctua comes in Wahrheit noch weitere Arten verbergen. Trotzdem gelang der Nachweis auch bei uns erstmals in diesem Jahr - dafür aber gleich an zwei verschiedenen Stellen. Der im Foto gezeigte Falter scheint noch in gutem Zustand zu sein, mithin dürfte er auch nicht allzu viele Flugstunden hinter sich gehabt haben.


Großer Erdröhren-Sackträger (Rebelia plumella)




Haigerloch-Stetten, 16.04.2020 (Foto: H. Fuchs)

Die Sackträger gehören zu den "Groß­schmetterlingen ehrenhalber" und werden deshalb auf unseren Schmetterlingsseiten geführt. Dabei sind sie in der Regel winzig und damit leicht zu übersehen. Wie in solchen Fällen eigentlich immer üblich, war der im Bild gezeigte Falter ein "Beifang" an der Lichtfalle im Hausgarten in Haigerloch-Stetten. Für unseren Raum neue Arten zu entdecken, ist immer Zufall. Denn die ♂♂ überleben schon die erste Nacht nicht mehr. Wer bis dahin kein ♀ gefunden hat - Pech gehabt.


Schmalflügel-Motteneule (Schrankia costaestrigalis)




Haigerloch-Owingen, 11.09.2020 (Foto: H. Fuchs)

Beim September-Lichtfang auf dem Warrenberg wäre dieser Falter als "uninteressanter Mikro" fast mit Nicht­beachtung gestraft worden und es war Zufall, dass es überhaupt Belegfotos gibt. Weil wir aber dann doch wissen wollen, was da angeflogen ist, fanden die Fotos auch den Weg ins Lepiforum. Die Überraschung war groß, dass sich der vermeintliche Kleinschmetterling als Eulenfalter entpuppte. Ob diese "Winzig­keit" auch der Grund dafür ist, dass es seither noch keine Nachweise gab?

 


2020 erstmals mit Lebendfoto belegt

Weißliche Flechteneule
(Bryophila domestica) - RL V

Die Landesdatenbank listet seither 5 Nachweise dieser Art aus dem Kreis auf - allesamt zwischen 1984 und 1998 aus dem Bereich der Balinger Berge. In der wissenschaftlichen Sammlung von Friedemann Treuz steckt dazu ein Tagfund von der Burg Hohenzollern aus dem Jahr 1991.

Heu-Staubeule
(Caradrina clavipalpis) - RL V

Caradrina clavipalpis wurde "offiziell" erst zweimal registriert: 1979 und 1982 - beide Male an der Kapfhalde im dortigen NSG. Die Sammlung von Friedemann Treuz enthält jedoch drei weitere Funde aus Bitz - von 1969, 1983 und 1985.

Ungebänderter Steinspanner
(Charissa ambiguata) - RL V

Die Landesdatenbank listet in unserem Bereich 8 Nachweise aus insgesamt 5 Quadranten auf, davon die meisten aus den Jahren 1981 bis 1991, zuletzt von Daniel Bartsch 2018 in der Beurener Heide. Auch Friedemann Treuz hat aus Bitz nur einen Beleg von 1985.

Schwarzlinien-Steinspanner
(Charissa intermedia) - RL V

Charissa intermedia war laut Landesdatenbank seither erst einmal nachgewiesen: Norbert Hirneisen fand ihn 1990 am Plettenberg.

Violettgrauer Eulenspinner
(Cymatophorina diluta)

Als wärmeliebende Art ist der Violettgraue Eulenspinner vermutlich gerade erst dabei, auch unseren Raum zu "erobern". Abgesehen von einem älteren Nachweis von 1987 wurde die Art erst einmal gefunden: 2018 in der Beurener Heide.

Wasserdost-Goldeule
(Diachrysia chryson) - RL V

Diachrysia chryson wurde laut InsectIS auf der ganzen Schwäbischen Alb überhaupt erst an einer Stelle nachgewiesen: 1991 und 1995 am Plettenberg.

Magerrasen-Glockenblumen-Blütenspanner
(Eupithecia impurata) - RL 2

Eupithecia impurata gehört vermutlich zu den schwieriger nachzuweisenden Arten. Auch aus der weiteren Umgebung gibt es seither nur zwei Nachweise aus dem Raum Burladingen - aus den Jahren 1988 bzw. 1994.

Silgen-Blütenspanner
(Eupithecia selinata)

Auch dieser Blütenspanner wurde vor 2000 erst an einer Stelle registriert: 1979 und 1981 im NSG Kapfhalde. Aktuellere Nachweise von 2015 stammen wohl vom Truppenübungsplatz Heuberg.

Bergwald-Doldengewächs-Blütenspanner
(Eupithecia trisignaria)

Vom dritten "Eupi" in der Reihe gibt es in der Landesdatenbank nur ältere Nachweise: 1988 im Raum Burladingen und 1995 vom Plettenberg.

Graurandiger Zwergspanner
(Idaea dilutaria) - RL V

In der Landesdatenbank gibt es einige ältere Nachweise u.a. vom Plettenberg, dem NSG Kapfhalde und dem Albtrauf im Bereich des Killertals. Aktueller ist nur ein Fund von 2018 in der Beurener Heide.

Adlerfarn-Wurzelbohrer
(Korscheltellus fusconebulosa)

Korscheltellus fusconebulosa ist eigentlich nicht zu verwechseln. Aus unserem Raum gab es seither nur einen Nachweis von Herbert Fuchs: 2017 in Haigerloch-Stetten - leider ohne Fotobeleg.

Große Bodeneule
(Rhyacia lucipeta) - RL 3

Die Große Bodeneule ist in ganz Baden-Württemberg nach 2000 überhaupt erst an drei Stellen nachgewiesen worden, einmal davon im Jahr 2002 im NSG Scharlen­bachtal-Hofwald bei Starzeln.

 
Die vor 2020 aktuellen Verbreitungskarten der oben aufgelisteten Arten finden Sie → hier.

 

weitere Nachweise
 

 

 

Naturschutzbüro Zollernalb e.V. - Geislinger Straße 58 - 72336 Balingen - Fon 07433-273990 - E-Mail