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Geier in Deutschland
 

 
 
 
 


Geiertagebuch

Wir wollen den Fortgang der "Geier-Geschichte" in Owingen an dieser Stelle ein wenig dokumentieren. Die Datumsangaben bezeichnen den Tag, an dem der jeweilige Tagebucheintrag erfolgte.


Sonntag, 13. Mai 2007:

Die Mitteilung im German Birdnet, die Herbert Fuchs noch am Samstag Abend losgelassen hatte, schlug offenbar ein wie eine Bombe: Nur kurze Zeit später, gegen halb Elf, kam der erste Anruf aus Trier, wo sich ein Club300-Mitglied nach dem genauen Beobachtungsort erkundigte. Am Sonntag waren dann ab 5.45 Uhr "Birdwatcher" aus ganz Deutschland (sogar aus Bremen) vor Ort, um dem Schauspiel beizuwohnen. Gegen 12 Uhr fiel dann der Vorhang: Die Geier ließen sich in der Thermik nach oben treiben und entschwanden.

Christopher König aus Trier berichtete am Abend, dass insgesamt 22 Gänsegeier und 2 Mönchsgeier beobachtet werden konnten. Letztere waren sogar beringt, und wenigstens ein Ring konnte abgelesen werden...

Mittlerweile wurde das Schaf aufgrund der bestehenden Vorschriften entfernt - damit ist für die Geier auch kein "Anwesenheitsgrund" mehr vorhanden. Sobald uns weitere Informationen vorliegen, werden wir hier informieren. Eine erste Fotoserie konnten wir bereits erstellen (siehe den Link unten).


Montag, 14. Mai 2007:

Wie uns Oliver Nüssen mitteilt, stammt der Mönchsgeier mit der Ring Nummer CHX aus einer Wildpopulation in der Jonteschlucht (im Causses, westlich der Cevennen). Im Internet haben wir einen Greenpeace-Bericht über das dortige Geier-Wiederansiedlungsprogramm gefunden: Klicken Sie bitte hier (oder als Download).
Wenn Sie sich noch mehr für das dortige Projekt der LPO interessieren (und über ausreichende Französisch-Kenntnisse verfügen), dann finden Sie die Homepage hier.


Mittwoch, 23. Mai 2007:

Mittlerweile liegen uns von einem Teil der angereisten Ornithologen Augenzeugenberichte vor, die uns bei der Bewertung des Geier-Aufenthalts ein wenig weiter bringen.
So wissen wir mittlerweile ein wenig mehr über die Markierung der Geier:
Wie schon oben erwähnt, war wenigstens einer der Mönchsgeier beringt worden - in der Gorge de la Jonte. Der zweite Mönchsgeier war ebenfalls markiert, indem etliche Schwungfedern gebleicht waren - und zwar die Handschwingen 5, 6 und 7, wenn man von außen zählt. Möglicherweise werden wir über dieses Muster etwas über die Herkunft herausfinden. Über andere Markierungen konnte nichts in Erfahrung gebracht werden; nur einer der Beobachter glaubte bei einem der Gänsegeier eine Flügelmarke zu erkennen. Auch auf einem Foto von P.Bossenmaier sieht es so aus, als habe der abfliegende Mönchsgeier eine Aluhülse am linken Flügelbug.

Zum Thema "Störungen durch die vielen Beobachter" sandte uns Tobias Rautenberg aus Trier einen ganz ausführlichen Bericht, aus dem wir nachfolgend zitieren:

    Wir (Christopher König und ich) waren ab 5:50 vor Ort. ... Um 6:03 kamen die ersten Geier (8 Gänsegeier und 1 Mönchsgeier) von rechts hinter der Kuppe flach über den Wald. Die Gänsegeier landeten in den Baumwipfeln im oberen Hangbereich, der Mönchsgeier (mit den gebleichten Federn) verschwand nach wenigen Sekunden wieder aus unserem Sichtfeld rechts hinter der Kuppe. Nach ca. 20 Minuten tauchte dann von links kommend ein Mönchsgeier auf, ... setzte sich kurz links am Hang in einen Baum und dann im rechten Bereich in einen der kleineren Bäume.
    Um kurz vor 7 Uhr kam dann eine Frau mit Hund an die Schafweide, ging bis zum Zaun, testete, ob dieser unter Strom steht, hob ihren Hund hinüber und kletterte selbst über diesen. Sie lief dann über die Weide und dabei direkt an dem Mönchsgeier in dem Baum vorbei (Abstand ca. 30m). Dieser guckte nur interessiert, aber blieb völlig unbeeindruckt sitzen. ...
    In den folgenden Stunden bis 11:15 konnten dann immer mehr Gänsegeier in den Baumwipfeln entdeckt werden (bis max. 18). Allerdings war unklar, ob diese nach und nach dazukamen oder nur wegen der besser werdenden Lichtverhältnisse nun entdeckt wurden, obwohl sie von Beginn an dort saßen. Die Gänsegeier zeigten bis 11:00 kaum Aktivität. Max. 2 kreisten kurz und flach über dem Berg oder einzelne nahmen einen Standortwechsel zwischen verschiedenen Bäumen vor. Ein Gänsegeier flog auch an den Hang links von uns in einen Baum, dort wo die andere Schafherde und die Kühe waren. Ein weiterer Geier flog weiter weg, komplett an Haigerloch- Stetten vorbei in einen Baum am Hang auf der anderen Seite der Bundesstraße - also gut 2,5 km von uns entfernt.
    Die Mönchsgeier flogen während des ganzen Vormittags regelmäßig vor uns am Hang herum. Allerdings waren nie beide gleichzeitig zu sehen. Sie setzten sich mal in die unteren Bäume oder auf den Boden, aber waren zeitweise auch gar nicht zu sehen. Sie hielten sich anscheinend komplett von den Gänsegeiern getrennt auf, eher auf der anderen Seite der Bergkuppe. Einmal überflog uns dann der beringte Mönchsgeier sehr niedrig (dabei entstanden die Fotos von Herrn Nüssen und Herrn Halley). Er flog bis zum Dorf, kehrte um und überflog die Beobachter dann ebenso niedrig wieder auf dem Rückweg zum Berg, bis er dann hinter der Kuppe verschwand.
    Ab ca. 11:00 kam dann Bewegung in das Ganze. Die Gänsegeier stiegen nach und nach auf und um 11:15 waren alle Geier in der Luft, einschließlich der beiden Mönchsgeier. Dies war der erste Zeitpunkt, wo sich zeitgleich beide Mönchsgeier beobachten ließen. Zudem wurde nun klar, dass es insgesamt 22 Gänsegeier waren. 21 kreisten und der Vogel in 2,5 km Entfernung saß immer noch in dem Baum. Bis 12:15 kreisten dann die Geier über uns und zogen allmählich Richtung SW ab. Der einzelne Gänsegeier in dem 2,5 km entfernten Baum stieg erst auf, als die große Gruppe schon fast außer Sicht war. Als wir um 12:30 fuhren kreiste er noch über Stetten. In welche Richtung er letztendlich abgezogen ist, haben wir nicht mehr beobachtet.

Soweit der Bericht. Tobias Rautenberg hat auch ein paar Videos gedreht und diese unter http://www.myvideo.de/watch/1451945, http://www.myvideo.de/watch/1452533, http://www.myvideo.de/watch/1452576 und http://www.myvideo.de/watch/1452647 veröffentlicht. Vielen Dank dafür!

Dieser Bericht ist unseres Erachtens Beleg dafür, dass von den Beobachtern keine entscheidenden Störungen ausgingen. Laut Bericht von Oliver Nüssen aus Bremen sei der Schafskadaver wohl gegen 11 Uhr abgeräumt worden. Ob dann dieses Abräumen ursächlich für den Wegzug der Geier war oder aber die von den Geiern gespürte herannahende Gewitterfront mit zukünftig deutlich schlechteren Thermikbedingungen dafür verantwortlich war, das liegt unseres Erachtens im Bereich der reinen Spekulation.


Freitag, 25. Mai 2007:

Abbildung von J.-P. ChoisyUnd wieder gibt es Neuigkeiten von Oliver Nüssen. Er hat von Jean-Pierre Choisy vom Parc naturel régional du Vercors Informationen zum zweiten Mönchsgeier erhalten. Diese junge Dame heißt Orphée und stammt ursprünglich aus dem Zoo in Wuppertal. Sie wurde dort am 13.04.2006 geboren und für das Wiederansiedlungsprojekt in den Baronnies (französische Südalpen) zur Verfügung gestellt. Nach dem Hacking-Verfahren wurde sie dort einer Naturbrut zugesetzt und ist im August 2006 ausgeflogen. Übrigens: Gleichzeitig mit ihr wurde auch ein männlicher Jungvogel aus dem Zoo in Osnabrück dorthin verbracht. Einen Kurzbericht gibt es hier!

Und gibt es noch etwas Neues? Ja! Orphée wurde am 12. und 13. Mai in Haigerloch beobachtet. Am 20. Mai war sie wieder zurück in den Baronnies - Luftlinie 650 km! Übrigens: Zuletzt war Orphée im November im französischen Baskenland in den Westpyrenäen beobachtet worden - Luftlinie bis Haigerloch sogar rund 1.000 km!


Dienstag, 29. Mai 2007:

Oliver Nüssen teilt heute mit, dass der Mönchsgeier mit der Ringnummer CHX seit gestern wieder zurück in den Causses ist. Und auch von Orphée gibt es neue Informationen: Seit der Rückkehr am 20. Mai wird sie ständig bei Rémuzat (Baronnies) gesehen...


Dienstag, 05. Juni 2007:

Von Jean-Pierre Choisy haben wir weitere Informationen erhalten, die wir auch der interessierten Öffentlichkeit zugänglich machen wollen. Dazu haben wir eine neue Seite mit Geierinfos aufgemacht.


Montag, 25. Juni 2007:

Lutz Lücker teilt mit: "Die Mönchsgeier Orphée und Pitchou von Eurer Webseite wurden in der Nähe von Genf am Col de la Colombière (F-74) mehrmals mit max. 37 Gänsegeiern und mehreren Bartgeiern beobachtet, und zwar zwischen dem 16. und 19.Juni!"


Freitag, 10. August 2007:

Richard Schneider vom NABU-Vogelschutzzentrum Mössingen berichtet vom Besuch der beiden Geierfreunde Wilhelm Geckeler und Albrecht Bezler vom NABU Pfullingen, die erzählen, sie hätten die 22 Gänse- und 2 Mönchsgeier am 10. Mai 2007 ausgiebig über dem Echaztal bei Reutlingen-Unterhausen beobachten können. Sie seien eine Zeitlang über drei Schafherden gekreist und dann in Richtung Pfullingen abgeflogen. Das müssen dieselben Tiere gewesen sein!


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