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Geier in Deutschland
 

 
 
 
 


Schauspiel wie im vorletzten Jahrhundert:
Riesenvogel zu Gast in Albstadt

Wanderer und der vogelkundige Naturschützer Markus Türk staunten sehr, als sie in den ersten Junitagen 2006 bei Pfeffingen einen riesigen Greifvogel beobachten konnten: Einen Gänsegeier, auch Weißkopfgeier genannt. Es war zweifellos ein Wildvogel, der bei Annäherung von Weitem abstrich.



Im Aufwind segelnder Gänsegeier - aufgenommen in den Cevennen, in einer Region, aus der auch unser Alb-Vogel stammen könnte.

Gänsegeier kamen bis ins späte 19. Jahrhundert in Mitteleuropa regelmäßig vor. Auf der Schwäbischen Alb folgten sie den großen Schafherden und erfüllten als natürliche Kadaverbeseitiger eine wichtige Aufgabe. Mit den Großvögeln (Spannweite bis 280 cm, Gewicht bis 11 kg) gab es keinerlei Interessenskonflikte, da sie sich ausschließlich von toten Tieren ernähren. Aber verstärkte Nachstellungen (mit Pulver und Blei sowie mit Giftködern) gegen verschiedene Beutegreifer brachten auch den europäischen Bestand des Gänsegeiers an den Rand der Ausrottung.

Doch verstärkte Artenschutzbemühungen und fortschreitender Sinneswandel in der Bevölkerung seit den 1970er-Jahren führten zur Erholung von Teilpopulationen der Vögel, so auch im französischen Zentralmassiv. Wohl von dort kommt auch der Gastvogel, der bis jetzt immer wieder im Radius von 40 km um Albstadt gesichtet wurde. Auch im Schwarzwald wurden in letzter Zeit bis zu 12 der Vögel entdeckt, wohl mit gleicher Herkunft. Schon letzten Herbst wurden bei Urach 6 Gänsegeier entdeckt, die dann aber rasch die nächste Thermiksäule aufsuchten, sich kreisend hochschraubten, bis sie nur noch als winzige Punkte zu sehen

waren, um bessere Nahrungsgründe anzusteuern. Im französischen Zentralmassiv wird wenigstens ein winziger Teil der verendeten Großtiere in Geier-Futterplätzen wieder einem natürlichen Kreislauf zugeführt. In Hessen wurde dagegen kürzlich ein völlig abgemagerter, entkräfteter Gänsegeier aufgegriffen, der in einer Pflegestation hochgepäppelt werden musste. Der "Alb-Geier" hatte in Pfeffingen vorläufig Glück. Ein verendetes Schaf wurde zunächst mit einer Plane abgedeckt, aber durch einen Sturm wieder frei gelegt. So konnte er seinen Hunger stillen und einige Tage bleiben.

Wenn diese Großvögel bei uns genügend Nahrung vorfinden und heimliche Verfolgungen (vor allem das kriminelle Ausbringen von Giftködern!) unterbunden werden, haben diese eindrucksvollen Segelflieger auch bei uns wieder eine Chance. Die Schwäbische Alb könnte dann durch diese Vögel ähnlich belebt und touristisch aufgewertet werden wie die Regionen des französischen Zentralmassivs.

(Text und Foto: D.Haas)

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